Wichtige Fragen

Es gibt Fragen, die in einer Kirchgemeinde etwas bewegen können. Zum Beispiel die Augen öffnen für Missstände oder Gelingendes. Zum Beispiel Mut machen für neue Ansätze oder längst nötige Veränderungen. Wer genau sagt denn, dass wir Altes bewahren sollen? Oder wie bewährt ist das oft zitierte "Bewährte", das es zu bewahren gelte, wenn nur noch ein bis neun Prozent der Kirchgemeinde sich in der Kirche oder in ihren Angeboten blicken lässt? Was daran ist denn so bewährt, wenn es kaum mehr jemanden anspricht?

Einleitung

Bevor Sie sich die Fragen ansehen, die weiter unten folgen, erinnern Sie sich daran, was unsere schweizerischen Kirchen ausmacht. Es fällt z. B. auf, wie heterogen die reformierte Kirchenlandschaft ist. Das liegt daran, dass sie wie unser Land föderalistisch und direkt-demokratisch aufgebaut ist. Das ist ein helvetisches Merkmal und hat durchaus Vorteile. Aber damit einher geht auch die schwache oder fehlende Kontur. Oder man tendiert in langen Gesprächen dazu, einen Konsens zu finden, einen Kompromiss, der weder Fisch noch Vogel ist. Oder die Mehrheit der Anwesenden setzt sich durch, auch wenn sie nicht Recht hat.

Heute ist die Schweiz stolz auf ihre Neutralität. Allerdings sei an eine andere eidgenössische Tugend von der Zeit vor dem Ende des zweiten Weltkrieges gedacht. Unsere Mythen und unsere Geschichte überliefern Geschichten von mutigen Menschen, die nach ihrem Gewissen handelten. Sie waren alles andere als neutral!

  • Wilhelm Tell, der sein Knie nicht vor dem Hut des fremden Herrschers beugen mochte.
  • Winkelried, der sich tapfer in die feindlichen Speere warf.
  • Schweizer Söldner und Männer in "fremden Diensten".
  • Jean-Henri Dunant, der aus christlichem Engagement den verwundeten Soldaten beistehen wollte, unabhängig von ihrer Nationalität. Neutral war nicht einmal er, der international agierende Pazifist, denn er ergriff Partei für das christliche Gebot der Nächsten-, Fremden- und Feindesliebe.

Der folgende Fragenkatalog versteht sich als Gedankenanstoss an mutige Stimmbürger und Stimmbürgerinnen in unseren Kirchgemeinden. Sie beinhalten unter anderem Impulse für die Kirche, für ihre Mitarbeitenden, Behörden und Mitglieder.

Fragen an Behörden und MitarbeitendeNach oben ↑

  • Warum engagieren Sie sich aktiv in der Kirche und wer oder was gibt Ihnen für diese Tätigkeit Kraft? Was hat dies mit Gott zu tun?
  • Wie verstehen Sie "Kirche"? Was macht sie für Sie attraktiv. Was hat dies mit Gott zu tun?
  • Wie binden Sie Ihre Beziehung mit Gott in Ihre Arbeit ein? Mit welchem Ergebnis?
  • Wo wünschen sich Mitarbeitende bei Veranstaltungen und Gottesdiensten kreativ mitwirken zu können? Und wie oft?
  • Wie wird der Wert des Pfarramtes von Behörden- und Mitarbeiterseite eingeschätzt?
  • Wird die theologische Perspektive eines Entscheides, einer Fragestellung einer Veranstaltung von den Fachpersonen erfragt?
  • Wie sehr hört mann allgemein auf Expertenmeinungen?
  • Wie kann man verhindern, dass 75% der Pfarramtstätigkeit vor dem Computer oder am Telefon geschieht? Worauf könnte man verzichten, was könnte ein Sekretariat (günstiger) erledigen?
  • Was spricht gegen eine klare, transparente und wohlwollend-nette Kommunikation? Warum ist sie so selten?
  • Warum bei Überlast diese nicht klar benennen und gemeinsam nach Lösungen suchen? Man könnte etwas fallen lassen, man könnte Arbeit an andere delegieren...

Fragen zum öffentlichen AuftrittNach oben ↑

  • Merkt man unserem öffentlichen Auftritt an, dass unsere Angebote von uns, der Kirche, kommen?
  • Merkt man unserem öffentlichen Auftritt an, dass wir zur Landeskirche gehören?
  • Wie ansprechend sind die Webseite, die Flyer, Handouts usw. gestaltet?
  • Wie professionell, zeitgemäss und vereinbar mit unseren Werten ( Stichwort Nachhaltigkeit z. B.) ist unser Auftritt?

Fragen zum Arbeitsklima in der Kirchgemeinde (oder Stelle im kirchlichen Kontext)Nach oben ↑

  • Wie ist der Umgangston der Behörden und Mitarbeitenden untereinander?
  • Werden Menschen in der Kirche ausgeschlossen, herabgewürdigt, verleumdet oder gemobbt?
  • Gibt es eine kirchliche "Berufs"-Gruppe innerhalb der Kirchgemeinde, die nicht ernst genommen wird?
  • Wie geht man mit Menschen um, welche den Konsens hinterfragen?
  • Wie wird ein "Kompromiss" verstanden? Wird aus zwei Ideen etwas zusammengestiefelt oder heisst das, "einmal meine, einmal deine Idee"?

Fragen zu den Zielgruppen unserer KirchgemeindeNach oben ↑

  • Setzen wir die Finanzen für unsere ganze Kirchgemeinde ein oder nur für ein paar wenige treue oder aktive Mitglieder?
  • Ist unser Angebot für alle Altersstufen gleich ansprechend? Wo bräuchte es Veränderungen?
  • Inwiefern vertritt die Behörde wirklich die Meinung der Stimmberechtigten und ihrer Familien, wo hat sie sich von der Basis entfremdet?
  • Inwiefern muss und kann man die Immobilien, das Mobiliar oder die Technik an die aktuellen Bedürfnisse der Gemeinde anpassen?
  • Inwiefern ist die Technik auf der Höhe der Zeit? (Gehörlosenschlaufe, Akustiker, welche die akustischen Anlagen in die Kirche einbauen, Projektionsmöglichkeiten, programmierbare Kirchturmglocken, Barrierefreie Kirche usw.)

Fragen zu den Angeboten unserer KirchgemeindeNach oben ↑

  • Wie werden fremde, neue Menschen in einem Gottesdienst von allen anderen begrüsst? Gibt es einen Austausch, Interesse aneinander?
  • Wie Familienfreundlich sind die Angebote und Gottesdienste? Gibt es Kinderhüte bei Angeboten für Erwachsene?
  • Wie sehr sind die Uhrzeiten und Wochentage der Angebote an die evtl. veränderten Bedürfnisse angepasst worden?

Fragen an die KirchgemeindemitgliederNach oben ↑

  • Verstehen Sie sich als Kirchenmitglied aus Tradition Ihrer Familie und im Gehorsam an diese?
  • Verstehen Sie sich als Kirchenmitglied als Kunde einer Institution?
  • Verstehen Sie sich als Kirchenmitglied als grosse Familie des gleichen Geistes?
  • Wie verstehen Sie sich als Kirchenmitglied, wenn nichts vom Obigen zutrifft?
  • Haben Sie sich in einer Kirchgemeinde schon aktiv engagiert, haben Sie bei einem Projekt oder Anlass mitgeholfen? Falls ja, wie erfüllend war dieser Einsatz für Sie? Woran denken Sie gerne zurück, woran nicht? Falls nein, würde es Sie reizen und wenn ja, wird Ihnen der Einstieg dazu leicht gemacht? Und wenn nein, woran liegt es?
  • Wann waren Sie das letzte Mal an einem Gottesdienst und warum? Was bleibt Ihnen davon in Erinnerung? Was haben Sie allenfalls bekommen oder nicht bekommen?
  • Kennen Sie Ihre Rechte und Pflichten innerhalb der christlichen Gemeinschaft, der Sie angehören?
  • Was fasziniert oder stört Sie an der Person Jesus von Nazareth, genannt der Christus?
  • An wen wenden Sie sich, wenn Ihnen Bibelstellen unverständlich oder falsch erscheinen?
  • Mit wem erlauben Sie sich das Reden über Ihren persönlichen Glauben? Wo haben Sie das nötige Vertrauen, wo finden Sie Ohren, die offen zuhören, wo finden Sie einen anregenden Austausch darüber?
  • Erlauben Sie, dass die Botschaft der Bibel an Ihrem Selbstverständnis und Lebenswandel rüttelt und auch einmal weh tun kann?
  • Erlauben Sie , dass ihre Mitmenschen ganz andere Werte vertreten und leben wie Sie? Zum Beispiel zum Thema Gender, Sexualität, Familie, Politik oder Geld? Können Sie im Geist des Friedens anregende Gespräche mit ihnen führen, ohne slbst sicher zu wissen, wo die Wahrheit liegt? Und ohne den anderen mit Sätzen aus der Bibel zu erschlagen, die aus ihrem Kontext genommen wurden?
  • Wo konkret im Leben eifern Sie Jesus nach - und wo wollen oder können Sie das nicht? Warum? Diese Frage zielt nicht darauf ab, in Ihnen Schuldgefühle zu wecken, sondern darauf, dass Sie sich bewusst werden, wie es wirklich ist. Das Erkennen macht Sie reifer und freier.
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