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Ziele von Kirche integral

Werkzeuge liefern
als Mensch und Kirche geistlich wachsen
die Welt mit geistlichem Licht erleuchten
Kirche integral will den Menschen in den Volkskirchen dienen      
Integrales Werkzeug erklären und verschenken   
Anstösse geben zu neuem Denken und mutigem Handeln in Kirche und Gesellschaft   

Für wen Kirche integral gedacht istNach oben ↑

Die Landeskirchen und ihre Kirchgemeinden stehen auf diesen Seiten im Fokus. Ihnen will diese Webseite Wege zeigen, wie die Kirchgemeinden ihren Grundauftrag ernst nehmen können, dort, wo sie es nicht mehr tun sollten:
Den Menschen ein Licht zu bringen.

Dieses Licht ist das Evangelium. Es bringt Wahrheit, Freude, Liebe und Leben.
Es ist die gute Nachricht, dass Gott ist (existiert).
Dass Jesus uns Wahres über ihn erzählt hat, weil er "eins" war und ist mit Gott, dem Ewigen.

Im Fokus stehen also alle Kirchgemeinden, in welchen der Heilige Geist nicht mehr weht. Man erkennt das am Fehlen von Friede, Gnade, Liebe, Wachstum, Freude, Freiheit, Leben , Gottes Wort dn Christus im Zentrum und als Basis von Worten und Taten.

Um diesen Auftrag Jesu zu erfüllen, muss die Kirche zuerst selbst zu einem Licht werden.
Kirche sein ist eine Bewegung, die von unten, von den Menschen her kommt, doch "gezogen" und geleitet von 'oben', von Gott.
Die Kirche ist die Vereinigung jener Menschen, die mit Hilfe des Heiligen Geistes Jesus Christus vertrauen (wollen).

Die Volkskirche und damit die reformierte Landeskirche ist die Vereinigung solcher Menschen (Kirche) und solcher, die aus ganz anderen Gründen der Landes- bzw. Volkskirche treu geblieben sind, aber vielleicht wenig bis nichts mit der Bibel oder Jesus anfangen können. Die Volkskirche ist damit ein heterogenes lebendiges Gebilde.
Kein Mensch hat die Befugnis, den Glaubenden vom Nicht-Glaubenden zu unterscheiden; eines Menschen Glauben somit zu messen oder zu bewerten. Dies ist allein Gottes Privileg. Auch Schicksalsschläge können nicht als Hinweise für Unglauben oder Untreue oder Verfehlungen gelten, weil Gott die Glaubenden und die Ungläubigen, die Gerechten (Abraham, Hiob, Jesus) und die Ungerechten (Saulus) prüfen kann. Die Sonne scheint über den Gerechten und über die Ungerechten.

Die Integration all ihrer Mitglieder sollte daher die erste Priorität einer landeskirchlichen Kirchgemeinde sein. Ist es wirklich legitim, dass sich 90% der Kirchenmitglieder und mehr von ihrer Kirche nicht abgeholt oder angesprochen fühlen?

Die Frage ist: Wie können die Menschen der Landeskirche sich darin üben, dass sie Liebe für alle empfinden, denken und leben können? Denn zu nichts weniger fordert uns Jesus, der Christus, auf. Wie kann die Landeskirche wieder Inhalte vermitteln, die relevant sind? Für wirklich alle.

Warum "integral"?Nach oben ↑

Was bedeutet das Wort "integral" in diesem Zusammenhang?

'Integral' steht für ganzheitlich, integrierend und ordnend.1 Es gibt eine integrale Philosophie und Theorie nach Ken Wilber, welcher Clare W. Graves u.a. rezipiert hat. Sie versucht verschiedene Entwicklungswerkzeuge und Messwerkzeuge zu einer Einheit zusammenzuschliessen. Die verschiedenen Ansätze, Methoden, Betrachtungsweisen ergänzen und befruchten und korrigieren einander eben 'integral'.

Diese eher spirituell-philosophische Betrachtungsweise wurde theologisch und ekklesiologisch reflektiert: Unter anderem von den Deutschen Theologen und Pfarrpersonen Marion Küstenmacher und Tilmann Haberer. Kirche integral sieht sich in dieser ganz jungen Tradition von Vordenkern, welche uraltes Wissen mit neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen kombinieren, um Werkzeuge mit Bestand anzubieten. Werkzeuge müssen von Menschen fachgerecht und für die passende Arbeit genutzt werden, damit sie ihren Dienst versehen können. So ist es auch mit den Inhalten von Kirche integral.

Potentialorientierter AnsatzNach oben ↑

Der integrale Ansatz geht davon aus, dass wir uns nicht nur biologisch (körperlich) in stetiger Entwicklung befinden, sondern auch auf geistiger (kognitiver) und geistlicher (spiritueller) Ebene. Unser Potential will realisiert werden. Geist will Fleisch werden. Das sagt uns auch die Bibel. Denn das Christentum ist eine Religion, welche inneres, geistliches Wachstum vorantreiben will. Das zeigt sich in der ersten Seligsprechung Jesu in seiner Bergpredigt bei Matthäus:

 Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν. (Mat 5:3 BGT)
 Wörtlich: Glückselig die bettelnd [sind] in Bezug auf den Geist, weswegen ihrer ist das Königreich der Himmeln. (Mat 5,3)
 Deutsch:  Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. (LUTH 2017)

Selig die geistlich armenNach oben ↑

Jene Menschen, welche erkannt haben, dass ihrem Geist sehr viel fehlt, um Gottes Geist zu gleichen, können als glückselig gelten, weil ihnen ihr Defizit gegenüber Gott bewusst ist. 2 Der Mensch in seiner Hybris tendiert dazu, sich Gott gleichzustellen. Es ist ganz besonders der menschliche Verstand, der sich zum Mass aller Dinge erhoben hat. Ein Mensch ist immer mehr als sein Verstand je erfassen kann. Was der Verstand nicht einordnen kann, blendet er gewöhnlich aus. Geist ist mehr als Verstand und nach Gottes Geist zu streben, (im Sinne von: Sich ganz von ihm beschenken lassen) ist ein Ausdruck von Geistlichkeit.

Geistliche Menschen nehmen daher eine demütige, empfangende, dankbare Haltung in geistigen (kognitiven), materiellen und geistlichen (spirituellen) Dingen ein. Denn sie wissen, dass sie "nur" Menschen sind. In diesem "nur" steckt keine Herabwürdigung des Menschen, sondern eine Würdigung der Grösse Gottes, dem Schöpfer, im Vergleich zum Menschen, seinem Geschöpf. Darin steckt auch eine realistische Einsicht in die eigenen Limitierungen.

Es sind Menschen, welche vor Gott als Bettler dastehen. Vielleicht aus einer materiellen oder psychischen Not heraus, vielleicht aber auch nur aus der Einsicht in die eigene Bedürftigkeit als Geschöpf vor seinem Schöpfer.3

Wie sähe die Kirche aus, wenn die Synodalen, die Pfarrpersonen, die Kirchenleitenden, die Katecheten und Sozialdiakone und alle, die auf Menschen im Namen der Gottes zugehen, im obigen Sinne "geistlich arm" wären? Wie sieht es tatsächlich aus?

Lieben lernenNach oben ↑

Um im Reich Gottes zu leben und zu wohnen, gilt es unsere Liebesfähigkeit zu schulen. Das ist die Essenz von Jesu Lehre.
Es ist ein geistlicher Reifeweg, immer mehr Aspekte unseres Seins in unserem Bewusstsein zu umfassen und liebevoll, wohlwollend anzunehmen.
Das heisst unsere Integrationsfähigkeit zu entwickeln. Denn nichts anderes ist Liebe (agape), als die Fähigkeit vorbehaltlos alles zu integrieren, in sich so aufzunehmen, dass es zu einem Teil von uns wird.

Wer sich diesem Lebensweg entzieht, wer nicht aus der Liebe leben will4, entfernt sich von sich selbst und von Gott, der Quelle des Lebens und der Liebe.

Um uns das einzuschärfen, wurde uns Jesus ("ich bin der Weg...") geschickt. Deshalb schickte er wiederum seine Jünger aus und schenkte uns den Heiligen Geist Gottes. Deshalb gibt es heute noch Kirchgemeinden. Und diese Kirchgemeinden müssen den Menschen von heute integrieren können, wenn sie noch relevant sein wollen. Den Menschen mit seinen BEIGEN bis TÜRKISEN Werten in seiner ganzen (körperlichen, geistigen und geistlichen) Bedürftigkeit vor Gott.

Die integrale Lesart der BibelNach oben ↑

Die theologische Betrachtung von Küstenmacher brachte hervor, dass sowohl die Bibel als auch Jesus den Menschen integral zu leiten vermögen. Die Bibel und Jesus benutzten andere Bilder, eine andere Sprache und keine "integralen Werkzeuge", sondern anschauliches Material für verschiedene Wertesysteme. Sie boten sozusagen Praxisbeispiele. Es sind Beispiele, die wir heute noch als gültig erkennen können, sofern es uns gelingt sie in die heutige Sprache zu übersetzen. Nicht nur für die Kinder, auch für uns Erwachsene.

Die integrale Lesart der Bibel ist nicht etwa die einzige, sondern eine, die in sich konsistent ist, aber neben anderen Lesarten nur eine mögliche ist. Das ist gerade das wunderbare an der Bibel, dass sie mit verschiedenen "Brillen" (Optik, Fokus, ...) gelesen werden kann und trotzdem nicht auseinanderfällt. Zumindest solange nicht, wie die "Brillen" einen biblischen, liebevollen, eben integrierenden Blick auf ausnahmslos alles ermöglichen. Nach dem reformatorischen Grundsatz: "Sola scriptura" (die Schrift allein) - die Bibel legt sich selber aus.

Der "Fall" Markion (85-106) hat als nicht integrierendes Extrembeispiel gezeigt, was passiert, wenn Hass und dualistisches (Bös-Gut-)Denken beim Lesen der Bibel mitspielt: Dann zerfällt die Bibel und ganze Teile werden als falsch hingestellt und ausgesondert. Markion wollte nur noch zehn Paulusbriefe und ein von alttestamentlichen Texten befreites Lukasevangelium als christliche Bibel stehen lassen. Ferner sprach er Jesus jegliche menschliche Körperlichkeit ab.   

Das integrale WIRNach oben ↑

Kurz gesagt ist der GELBE integrale Ansatz ein integrierender und Brücken bauender Ansatz zwischen den verschiedenen Wertesystemen, in denen wir uns täglich bewegen. Er anerkennt ihre Stärken und erkennt ihre Grenzen und ihr Potential, ihre Leistungen und ihren Wert. Das GELBE Wertesystem ist ein ICH-Wertesystem, das den Nutzen von WIR-Wertesystemen erkannt hat.

Dieser GELBE Ansatz widerstrebt naturgemäss den drei WIR-Wertesystemen des ersten Ranges. Z. B. weil er von steten Veränderungen und Anpassungen (Evolution) ausgeht:

Die Werte der drei WIR-Wertesysteme (PURPUR, BLAU und GRÜN) stehen für eine gewisse Einheitlichkeit der Menschen (im Clan, im Volk, bei den weltweiten Mitgliedern) und sind in ihrer Natur konservativ - also erhaltend und ausgrenzend, wenn jemand die eigenen Werte nicht teilt. Bewährtes zu erhalten ist ihnen wichtig. Es wird in diesen drei Wertesystemen nicht gewünscht, dass jemand (ein Individuum) aus ihrem WIR-System "ausbricht" oder es in Frage stellt.

Erst die integrale WIR-Wertestufe TÜRKIS wird imstande sein, als ein WIR-Wertesystem auch die ICH-Wertesysteme zu schätzen und die Leistungen von GELB anzuerkennen, weiss aber auch, dass GELB diese Art von Anerkennung nicht sucht.

Wertekollisionen können Kreativität fördern oder zu Unfrieden führen. Es kommt darauf an, wie man anderen und gegenläufigen Werten begegnet. Siehe dazu die Übung zu den Wertekollisionen im Kästchen.

Wertekollision - die ReformationNach oben ↑

Die Reformation wurde z. B. herbeigesehnt, weil das Volk in Not war und über die Jahrhunderte immer bereiter wurde für neue Werte. So konnte die Reformationsbewegung die Kirche verwandeln. Die Kirche brach damit erneut auseinander. Etwas zerbrach und etwas Neues entstand: Die römisch-katholische Kirche und die protestantischen Kirchen.   

So erlebte die ORANGE lutherische Reformation, wie es zum Bruch mit der BLAUEN Kirche der Renaissance kam. Doch ORANGE als Wertesystem war noch zu wenig beim Volk (PURPUR bis BLAU) etabliert, sodass die lutherische Kirche schnell zurückfand zu BLAUEN Werten. Aber der ORANGE Samen war in der Kirche gesetzt. Er führte in der Römisch-katholischen Kirche zu eine Reformation und stiess die reformatorischen Bestrebungen in den Protestantischen Kirchen voran. Bis heute.

Die reformierte Forderung einer *Ecclesia semper reformanda* läuft gegen die vereinheitlichenden und vereinnahmenden Tendenzen der WIR-Wertestufen an, um die Kirche in Gang und am Leben zu erhalten. Veränderung ist in der DNA der reformierten Kirche eingeschrieben.

Die aktuellen Formen der Kirchen nach der Trennung sind bezeichnend für die Werte, welche kollidiert sind:

  • Auf der einen Seite die weiterhin vereinheitlichende, zentralistisch und hierarchisch aufgebaute katholische Kirche (BLAU) inzwischen mit einer mehrheitlich ORANGEN und teilweise GRÜNEN Basis
  • Auf der anderen Seite eine grosse Zahl protestantischer Kirchen, welche ganz individualistisch eigene Formen, Bekenntnisse und Strukturen ausgebildet haben. Viele der freien Kirche sind weitere Abspaltungen dieser ORANGEN aufkläreischen und ansatzweise humanistischen protestantischen Kirchen. Die meisten protestantischen Kirchen haben jedoch weiterhin BLAUE Strukturen - wohl mangels anderer Vorbilder. Vielleicht auch, weil sie um gesellschaftliche Anerkennung buhlten und deshalb in einer noch vowiegend BLAUEN Gesellschaft dem Zeitgeist entsprechen wollten.

Erst im 21. Jahrhundert zeichnet sich ab, dass reformierte Kirchen ihre Strukturen zu ORANGEN Werten hin verändern. Sehr typisch zu beobachten in der Reformbewegung "Kirchgemeinde plus" im Kanton Zürich.

  • Professionalisierung
  • Flache, an Kompetenzen orientierte Hierarchien
  • Feedbackkultur
  • Gezielte Förderung und Schulung von Kompetenzen
  • Transparenz in Kommunikation und Abläufen
  • Verbessertes Marketing
  • Die Suche nach einer Corporate Identity (Profil, manchmal aber nur ein Wunsch nach BLAUER Identität) usw.
  • Selbstoptimierung (und damit oft Selbst-Überforderung)

Lesen Sie selbst Online-Artikel zu den aktuell laufenden Reformprozessen und Sie werden Anschauungsmaterial zu diesem Wandel und zu den dafür typischen Reibungen finden.

Die Gegenreformation auf römisch-katholischer Seite zeigt ebenfalls Einflüsse aus dem ORANGEN Wertesystem sowie das zweite vatikanische Konzil von 1962 bis 1965. Auch die aktuellen Transparenzbemühungen des Vatikans und die Diskussion um das Zölibat und der Frauenordination geht in diese ORANGE, teilweise auch GRÜNE Richtung.

Chance für die VolkskircheNach oben ↑

Die herkömmliche an BLAU orientierte Kirche, geht zur Zeit an Wertekollisionen zugrunde. Wird sie die Chance in den Reibungen verschiedener Wertesysteme erkennen?

  • Sie kann das Problem erkennen und danach handeln, dann wird ihr die Krise einen neuen Kreativitätsschub und neues Leben schenken.
  • Die Werte des BLAUEN Wertesystems müssen nicht alle aufgegeben werden. Viele sind weiterhin gültig und wichtig. Es kommt auf den Kontext an und auf den bewussten Umgang mit ihnen.
  • Sie erlaubt es ferner ihren Mitgliedern und Gästen sich in ihrer Mitte willkommen zu fühlen, auch wenn diese kein ausgebildetes ORANGES oder GRÜNES oder GELBES Wertesystem in religiösen Belangen haben.
  • Auch einfache Mitglieder (sogar Gäste) können als ebenbürtige Mitmenschen die Kirche mitgestalten. Die Qualifikationen auf den Gebieten, wo sie sich einsetzen, sollen entscheidend sein.
  • Eine integrale Kirche sollte den geistlichen Ansprüchen aller Wertesysteme gerecht werden. Das setzt Theologen voraus, welche integral denken können oder eine Gruppe von Theologen mit jeweils anderem Wertesystem in ihrer Theologie. Allerdings ist hier der integrative Geist des Friedens sehr zentral, damit sich die Gemeinde nicht spaltet.
Kurse, Liturgien, Predigten, Ansprachen usw. sollten in einer integralen Kirche fähig sein, z. B. das Thema Schuld durch die Brillen aller Wertesysteme und aller Quadranten und auf verschiedenen Entwicklungslinien zu betrachten.

Kirche integralNach oben ↑

Menschen (oder Kirchen) mit bereits gut entwickelten integralen Wertesystemen in verschiedenen Lebensbereichen, sind ein Geschenk. Sie sind fähig, Werte anderer Wertesystemen richtig zu verstehen und vermittelnd zu wirken.

Allerdings werden sie, so wie sie sind, kaum richtig verstanden (PRAE-TRANS-Verwechslung und Wertekollisionen). Sie müssen daher lernen, die Sprache ihres Gegenübers zu sprechen. Das ist herausfordernd, wenn man das Gegenüber noch nicht kennt oder einer Gruppe gegenübersteht, welche heterogen ist. Deshalb braucht es gegenseitiges Vertrauen, Geduld, Wohlwollen, Zeit; also den gemeinsamen Willen, einander kennenzulernen um Missverständnisse auszuräumen und einander verstehen zu lernen.

Daher ist eine integrale Kirche, eine Kirche des Brückenbaus, weil sie biblische Texte, die Kirchengeschichte und Menschen integral sieht.

Sie bietet geistige und konkreten Räume für verschiedene Bedürfnisse der Menschen in den Landeskirchen. Sie bietet Wege und Übersetzungsangebote, um Wertekollisionen zu vermeiden und stattdessen die Kraft dahinter für die Kirche und ihre Menschen einzusetzen. Sie begleitet jeden Menschen auf seinem individuellen Weg.

Integrale PraxisNach oben ↑

Ein Beispiel:   
Die Sigristin einer reformierten Kirchgemeinde ist römisch-katholisch sozialisiert worden. Den Abendmahlstisch einer reformierten Kirche nennt sie "Altar". Er hat etwas Heiliges in ihrer Wahrnehmung. Er ist nicht einfach ein Tisch, ein Möbel, wie es die evangelisch-reformierte Sichtweise wäre.   

Die reformiert sozialisierte Katechetin lässt die Kinder ihrer Klasse die Kirche erkunden, damit sie sie kennenlernen und spielerisch entdecken können. Die Kinder dürfen experimentieren, alles berühren und offen Fragen stellen.   

Die Sigristin ist empört, als die Kinder am Abendmahlstisch herumturnen und sie wird zornig. Sie traut sich aber nicht, der Katechetin etwas zu sagen, weil die ordinierte Katechetin (aus der BLAUEN Sicht der Sigristin) hierarchisch gesehen über ihr steht. Sie wird sich bei der Pfarrperson jedoch beschweren, sozusagen seelsorgerlich Halt suchend.   

Wie reagiert nun die Pfarrperson? Erkennt sie, dass hier BLAUE Werte der Sigristin auf ORANGE Werte der Katechetin und ROTE oder ORANGE Werte der Kinder gestossen sind?   

Schafft sie es, die Sorgen und Werte der Sigristin zu erkennen? Wird sie ein Gespräch mit der Sigristin und der Katechetin organisieren, um diese Wertekollisionen zu benennen und neue Wege zu suchen? Das wäre ein integraler Weg des Friedens: Ein Gehör zu entwickeln für die verschiedenen Werte und dort, wo es nötig ist, jemanden auf dem Weg des Entdeckens und Verstehens anderer Werte zu begleiten. Dies ganz in der Wertschätzung der Werte einer Person.

Wenn die Kirche mit den Erkenntnissen aus der integralen Theorie und Theologie arbeiten würde, dann könnte sie die Wertekonflikte erkennen, bewusst machen und dann nach neuen Wegen suchen.

Sie könnte die Menschen da abholen, wo sie sind. Aber Kirche integral will nicht nur der Kirche helfen, ihre Mitglieder besser zu verstehen und ihnen eine gute Kirche zu sein.

Kirche integral will auch der Kirche als Institution ihr Potenzial aufzeigen. Damit sind also alle Menschen gemeint, die die Institution Kirche vorantreiben, bewegen, gestalten und die zu ihr gehören oder wieder gehören möchten.

Denn die Kirche hat eine einzigartige weltweite Infrastruktur, eine Vernetzung, welche die ganze Welt erreicht - von der Schweiz bis in den Urwald des Amazonas hinein! Alles ausgehend von einer simple rule, die Jesus seinen Jüngern gegeben hatte: Den Missionsbefehl.

Diese Vernetzung funktioniert auch ohne das Internet. Es verbindet Menschen weltweit über Jesus Christus, über den Heiligen Geist des Ewigen, Gottes, wie auch immer man sich Gott vorstellen oder nicht vorstellen mag. Sie verbindet dabei Menschen, die in vier bis acht oder mehr Wertesystemen Erfahrungen gesammelt haben. Was für ein Schatz!

Kein Ideal - nur eine KircheNach oben ↑

Eine integrale Kirche ist nicht eine ideale und auch keine 'absolut gute' Kirche. Beides kommt in der Welt nicht vor. Weder das Ideale noch das "absolut Gute". Es wäre auch nicht christlich, wo ja gerade der Mensch, so wie er ist, im Zentrum steht. Was nicht heisst, dass er sich nicht für geistliches Wachstum öffnen sollte. Denn dazu lädt Jesus ein, nämlich mit Gott den (neuen) Bund zu halten.

Die integrale Volkskirche hat, einfach gesagt, Werkzeuge zur Verfügung, um wirklich für alle Menschen der heutigen Zeit da zu sein.
Sie kann alle, auch die "Kirchenfernen" und Ungläubigen in ihr, auf ihrem Lebensweg und Glaubensweg begleiten. Vielleicht gelingt es ihr auch da und dort das Reich Gottes in dieser Welt aufleuchten zu lassen. Denn das "Reich der Himmeln" ist immer schon da, in Ewigkeit. So Jesus.

Als integrale Kirche ist eine Landeskirche mit ihren Kirchgemeinden fähig, die Menschen angemessen und passend zu leiten. Menschen, welche sich aufgrund ihrer Wertesysteme normalerweise ablehnen oder bekämpfen würden. Christus verbindet sie in Liebe zueinander.

Wer sich in der Kirche engagiert, weiss um die Machtkämpfe, die in ihr ausgetragen werden. Um die Ineffizienz und die Verschwendung von Talenten, von Zeit und Mitteln. Um Machtmissbrauch. Aber auch um die wundervollen Menschen, welche ihr Herzblut für die Kirche einsetzen, ihre Liebe weitergeben und anderen Menschen selbstlos helfen. Manchmal so sehr, dass man sie vor sich selbst schützen müsste... aber das ist eine andere Thematik, welche mit den Entwicklungslinien und den Typologien zusammenhängt.

 Durch den integralen Ansatz würden die Kämpfe und Verschwendungen minimiert

Die Ressourcen würden achtsam eingesetzt. Die so frei werdende Kraft würde wieder allen Menschen zugute kommen: In der Kirche und in der Gesellschaft, in der die Kirche ist. Benachteiligte Kirchen mit weniger Mitteln, weniger Ressourcen, könnten besser unterstützt werden, ganz nach dem biblischem Vorbild.

Eine integrale VisionNach oben ↑

Das weltweite Netz der Kirchen könnte sich entzünden lassen mit Gottes Feuer der Wahrheit und der Liebe. Für Gott ist nichts unmöglich, wenn wir es ihm erlauben. Er hat uns die Freiheit geschenkt, uns gegen oder für ihn zu entscheiden.

Dieses analoge (nicht digitale) Netzwerk der Kirchen könnte eines Tages wie ein Lichternetz die Welt umspannen und erleuchten, das allen Menschen Licht in die Dunkelheit bringt. Und wenn es wieder 500 Jahre dauern sollte, es könnte trotzdem heute beginnen: Gegenwärtig und zukünftig zugleich, wie Gottes Reich.

So, dass Sie in einer Kirche, in einem Kirchgemeindehaus, in einer christliche Wohnung eine freundliche und warme Zuflucht finden, wenn das Leben Sie gebeutelt hat.

So dass Sie an Ihrem Wohnort und weltweit in der Christengemeinschaft jeder Konfession ein geistliches Zuhause finden, wo sie ausruhen, auftanken oder schenken und teilen können, was Sie von Gott bekommen haben.

Die Kirche wäre eines Tages fast frei von Machtmissbrauch in allen Ausprägungen, weil die Liebe Gottes uns alle verbinden würde. Wer dann noch seine Ellbogen ausfahren möchte, wäre von der Liebe ringsherum schnell besänftigt. Das könnte die weltumspannende (d. h. wirklich "katholische") Vision von Kirche integral sein. Eine Vision, die uns für die Kirche "brennen" lassen würde, weil es sich lohnt.

Vision von Kirche integral  

Stellen Sie sich vor, die ganze Welt ist durchzogen mit einem Netzwerk der ganz anderen Art: Es verbindet Menschen in Achtung und Liebe zueinander, welche ganz unterschiedliche Werte haben.   

Durch dieses Netzwerk finden alle Menschen auf der Erde ein geistliches Zuhause, in Notzeiten sogar ein physisches Zuhause. Dieses Zuhause empfängt jeden Menschen herzenswarm und bedingungslos. Wir können uns in diesem Netzwerk angenommen fühlen, so, wie wir sind. Wem das zu eng ist, darf frei gehen und kommen, wie es gerade stimmt - oder lose verbunden sein.

Und hier wird uns geholfen: Unser natürlicher Hunger auf geistliches Wachstum findet hier Nahrung. Und wer geistlich wächst, sich Gottes Liebe immer mehr öffnet, der leuchtet von innen heraus. Unabhängig von seinem höchsten entwickelten Wertesystem. 

Über geistlich wachsende Menschen leuchtet dieses Netzwerk in der ganzen Welt: Es sind Menschen, die für Menschen da sind. Als treibende Kraft dahinter ist jene Quelle, die alles verbindet und ist. Wir nennen sie Gott. Sie zeigt sich durch göttliche Weisheit, Wahrheit und Liebe in den Menschen.

Dieses Netzwerk ist als Struktur in der ganzen Welt bereits vorhanden. Es ist die Gesamtheit aller christlichen Kirchen. Die evangelisch-reformierten Landeskirchen der Schweiz sind ein kleines Stück in diesem weltumspannenden Netzwerk. Wie sie die Chance nutzen können, ihre Gegenwart und Zukunft voller Zuversicht und Freude willkommen zu heissen, das will diese Seite zeigen.  

Jede Vision beginnt im Kleinen. Im Menschen selbst. Die Umsetzung dieser weltumspannenden Vision beginnt in uns. In mir, in Ihnen. Sie findet ihren ersten Ausdruck in unserem Familienleben.

Die Familie ist unser erstes und eigentlich wichtigstes Übungsfeld um unser geistliches Wachstum zu üben. Bringen wir also zuerst Frieden in unsere familiären Bindungen, bevor wir uns den weiteren Beziehungsnetzen widmen. Würden weltweit alle Familienbeziehungen "heilen", sähe die Welt schon ein gutes Stück besser aus. Die Kirche als integrale Kirche kann helfen, dass Familien zueinanderfinden.

Kirche integral spricht zwar alle Menschen an, die zu einer Landeskirche gehören, gehörten oder gehören wollen - vor allem die Aktiven; trotzdem werden viele Übungen auch dem Individuum und seinem Familienumfeld dienen.


  1. Wortherkunft: Lat. integralis: Ganz, einschliessend, unversehrt. Verwandt mit dem Verb 'integrieren': Zu eigen machen, einschliessen, einordnen. Wortherkunft: Lat. integrare: Wiederherstellen, ergänzen (zu "integer" = unversehrt, unbescholten). Kein direkter Zusammenhang zum mathematischen Integral. 

  2. Gemeint sind also nicht Menschen, welche von Geburt oder durch Unfälle geistig unterentwickelt sind oder Menschen, welche Störungen in ihrem Geist haben.  

  3. Lesen Sie zu Mat 5,3 und seine Auslegungen in Raphael Döhns Artikel "Die Seligpreisungen" auf der Seite von Bibelwissenschaft.  

  4. Aus der Liebe leben heisst: Man ist wie eine Schüssel, die von Gott mit Wasser oder eben Liebe gefüllt wird, bis sie überquillt und darüber hinaus weiter gefüllt wird. Alles, was überquillt, füllt andere Gefässe und fliesst frei dahin, wo das Wasser , bzw. die Liebe gebraucht wird. 

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