Der Auftrag der Kirche

Gott beruft nicht nur, er stattet seine Berufenen mit Kraft und Hilfe aus. Darauf darf man vertrauen wenn man sich in Gottes Dienst stellt. Eine Erfahrung, die viele Menschen in der Bibel machen durften.

Man vertraut als Pfarrperson oder Diakon nicht aus kindlichem Glauben heraus, sondern, weil man sich mit Christus auf einen geistlichen Weg begibt.

Mit Gott unterwegs seinNach oben ↑

Mit Gott unterwegs sein, heisst, sich auf einen Weg aufmachen, dessen Verlauf man nicht kennt. Hier gilt, dass der Weg selbst das Ziel ist. Nicht ankommen, sondern Unterwegssein ist unser Ziel.

Es ist en Weg, der uns stärkt, der uns zeigt, was wir noch lernen müssen, um gut voranzukommen, der uns ermutigt, wo uns der Mut fehlt, der uns tröstet, wenn Abschiede schwer fallen und der uns heilt, wenn wir vom Weg abkommen und uns verletzen. Auf diesem Weg wachsen wir ganz natürlcih und wir sind danach nicht mehr wie zuvor.

Der biblische Auftrag der Kirche könnte neu sein: Den Menschen diese gute Nachricht der Liebe, des Wachstums, der Gnade, der Wahrheit und des erfüllten Lebens bekannt zu machen und uns gegenseitig auf diesem lebenslangen Weg zu unterstützen und dafür die nötigen Infrastrukturen bereitzustellen. Doch: War das nicht bis anhin schon ihre Aufgabe?

Licht in der Welt seinNach oben ↑

Die Kirche hat die Chance, und biblisch gesehen auch den Auftrag, in der Welt ein Licht zu sein:
Das heisst Menschen den Weg zu Gott, zur Liebe, zum Leben und zum Frieden zu zeigen. Das ist der Weg des Wachstums, der zur Fülle führt, das ist auch der Weg der Reinigung, der zur Reinheit führt. Und ab und zu erleben Menschen auch ein Erwachen, ein Gefühl des Alleinseins (All-Ein-Seins). Um dieses Erleben zu erzählen, in Worte zu fassen, braucht es gewisse Fähigkeiten, welche auf dem Weg des Wachstums erworben werden.

Menschen zu führen, heisst aber auch: Diesen Weg vorausgehen. Denn wir lernen und wachsen und reinigen uns nicht in erster Linie durch das Hören von Predigten, sondern durch Vorbilder, die uns inspirieren, durch geistlich förderliche Beziehungen und durch tägliche Übung.

Historisch betrachtet hat die Kirche, haben die Christen und Christinnen, diesen Auftrag, "ein Licht auf Erden zu sein", eher schlecht als recht erfüllt - mit ein paar wenigen, herausragenden Leuchtfeuern durch alle Jahrhunderte hindurch. Doch wen wundert dies?

Umkehr der KircheNach oben ↑

Wäre es nicht nötig und an der Zeit, dass die Kirche der Gesellschaft vorangeht und zeigt, was Mensch-Sein eigentlich bedeutet? Welchen Auftrag wir auf Erden der Schöpfung gegenüber haben? Nicht wie der Humanismus, indem er den Menschen in die Mitte stellt, jedoch ähnlich wie der Humanismus mit Gott im Zentrum?

Der Blick auf die ältere und jüngere bis aktuelle Kirchengeschichte fördert eher Finsternis zutage als Gottes Licht. Was tun? Angesichts der kollabierenden Natur und der (bekannten globalen) menschlichen Nöte ist es an der Zeit, dass die Kircheninstitutionen ihr historisches bis gegenwärtiges Fehlverhalten bereuen und umkehren.

  • Dann wird die Kirche von Gott neu gestärkt, wenn man der Bibel vertrauen will
  • Dann ist die Kirche in der Lage, alle Menschen im Leben zu begleiten und zu stützen, zu fördern und zu ermutigen
  • Dann wird die Kirche ihre Beziehung zur Quelle allen Lebens erkennen und danach leben

Unsere von Menschen geprägte Welt (manchmal das "Anthropozän" genannt) ändert sich wie alle Zeitalter nicht von heute auf morgen. Sie braucht lange. Neue Zeitalter beginnen klein und vielleicht unauffällig. Doch sollte es 500 Jahre dauern, so müsste es dennoch jetzt beginnen.

Wenn etwa ein Zehntel der Menschen auf neuem Kurs sind, beginnt langsam ein neuer Mainstream heranzuwachsen. Von daher gibt es innerhalb der Kirche Grund zur Hoffnung, denn noch erreicht die Kirche ihre Mitglieder - die Aktiven und die Passiven - und damit einen nicht unbedeutenden Teil der Gesellschaft.

Wer also, wenn nicht die Kirche soll in der Gesellschaft vorangehen?
Sie, die aus diesem Auftrag ihre Existenzgrundlage bildet?

Viele fortschrittlich denkende Menschen und die zur Verfügung stehenden Technologien könnten in der Kirche ihren Beitrag dazu leisten.
Was könnten z. B. Sie persönlich beitragen?

Vertrauen in der KircheNach oben ↑

Eine wichtige Aufgabe der Kirche ist, Vertrauen von Mensch zu Mensch aufzubauen. Verlässlichkeit trotz unterschiedlicher Werte zu vermitteln und diese Verlässlichkeit auch erleben zu lassen von Mensch zu Mensch. Denn das Vertrauen der Menschen zueinander und in Institutionen oder Medien ist zerrüttet. Die Wertekollisionen sind ein wichtiger Grund dafür.

Die Menschen haben sich einander entfremdet. Woran das liegt kann auch durch eine integrale Auseinandersetzung mit den Werten herausgefunden werden. Und so kann man herausfinden, durch welche Veränderungen wieder Vertrauen hergestellt werden kann: Für Wachstum, Reinigung und das geistliche Aufwachen sind schützende Räume wertvoll. Räume, wie sie die Kirche bietet oder bieten könnte.

Die Kirche und die WertesystemeNach oben ↑

Eine Kirche, welche integral ist, kann alle Wertesysteme integrieren. In ihr wäre es möglich, dass sich alle Menschen wohl und angenommen fühlen dürfen und können. Sie bekommt Vorbildcharakter für unser Zusammenleben in der Welt. Die Kirche wird wieder attraktiv!

Über Wertesysteme sollte man in der Kirche reden dürfen. Nur so kann man nachhaltig den aktuellen Bedürfnissen gerecht werden, die ein Mensch der Kirche gegenüber haben kann.

Es sollten existentielle und magische, mythische und heilige, wissenschaftliche und mitfühlende Werte zu Wort kommen, damit jeder Mensch etwas für sich nach Hause nehmen kann. In der Predigt, im kirchlichen Angebot, in der Diskussionsrunde, im Unterricht, im Event, überall.

Niemand lacht in einer integralen Kirche über die Werte des anderen, weil er aus eigener Erfahrung weiss, dass wir uns durch verschiedene Wertesysteme hindurchbewegen und unsere Wahl und Vorliebe für gewisse Werte berechtigte und oft nachvollziehbare Gründe hat.

Erstens kennt also jeder Mensch die Werte, welche er bereits gelebt und vielleicht wieder verworfen hat aus eigenem Erleben. Zweitens würde ein Auslachen nicht nur Respektlosigkeit ausdrücken, sondern Fragen zu eigenen vielleicht noch unbearbeiteten Themen aufwerfen.

Präsente Kirche für alleNach oben ↑

Eine Kirche, die integral ist, freut sich an den Menschen, welche in den Gottesdienst kommen ebenso wie an jenen, die zuhause bleiben und das kirchliche Leben gerade "nur" finanziell ermöglichen und ihre Beziehung zu Gott gerade sehr individuell gestalten oder suchen. Aber sie vergisst sie nicht und hört hin, ob sie nicht doch Hilfe brauchen auf ihrem geistlichen Weg oder anders. Dafür braucht es einen (losen) Kontakt, der gepflegt sein will.

Eine Kirche, die integral ist, schickt denen, die dem kirchlichen Leben fern bleiben, ab und zu Aufmerksamkeiten. Sie zeigt ihnen damit, dass sie, die aktive Gemeinschaft, an die Einzelnen denkt. Aktuell macht die aktive Gemeinschaft einen einstelligen Prozentbetrag aus (knapp ein bis neun Prozent)! Es lohnt sich, über die Gründe dafür nachzudenken und etwas zu ändern!

Christus als Weg zum MiteinanderNach oben ↑

Die Kirche, welche wirklich integral ist, wird wie Jesus die Bedürfnisse aller Menschen erkennen und dafür sorgen, dass sie diese geschützt ausleben können.

Sie wird ebenfalls wie Jesus dafür sorgen, dass geistliches Wachstum bzw. Heilung in den Individuen stattfindet. Damit sie den Zugang zur Liebe Gottes finden können, welche die oft selbstauferlegten Grenzen der Menschen sanft ausweitet.

Sie wird auch wie Jesus dafür sorgen, dass allen Menschen bewusst wird, dass ihre Wertesysteme das Potenzial enthalten, Gott zu finden und friedlich miteinander diese Welt in eine recht gute Welt zu verwandeln. Sie werden auch erkennen müssen, dass ihr Weg nicht der exklusive Weg zu Gott ist, sondern nur einer unter vielen.

Wenn es Sie interessiert, wie Jesus Christus integral gehandelt und gesprochen hat, sei hier auf das Buch von Marion Küstenmacher verwiesen: "Integrales Christentum" (s. Literaturtipps)

Der Auftrag und die KraftNach oben ↑

Gott hat uns einen Geist gegeben, seinen Geist. Dieser führt und lenkt uns. Er zeigt uns den Weg, welcher uns ein Leben in Liebe und Frieden schenkt.

Dieser Weg heisst und ist Jesus Christus: Seine Lehre, sein Beispiel, seine Vision vom Reich Gottes. Auch seine Liebe für uns solange wir auf Erden leben und darüber hinaus. All dies hat uns Gott geschenkt, damit wir ihn finden und seinen Willen tun. Damit es uns besser gehe. So die biblische Heilsbotschaft.

Weil wir aber in unsere Wertekonflikte und andere Konflikte verstrickt sind, entgeht uns oft die Wirklichkeit Gottes. Wir Christen und Getauften vergessen Gottes Auftrag an uns. Wir sehen auch nicht, wie Gott uns seine Kraft zur Verfügung stellt.

Wir werden müde. Sterbend erkennen wir manchmal erst, was wir hätten tun sollen: Für unsere Beziehungen leben, uns Zeit nehmen füreinander, unseren eigenen Weg gehen statt den Weg, den uns andere vorgegeben haben.

Wir können, wie zwei, drei Generationen vor uns, hauptsächlich für uns selbst leben und denken:
"Ich zuerst, mögen die anderen mit den Brosamen zufrieden sein."
Oder: "Ich gebe nur denen, die für mich sind."
Oder: "Ich gebe nur, um zu bekommen."

Sie ahnen es: Dadurch wird die Welt nicht besser. Sie können eine solche Haltung wenigstens bei sich selbst ändern. Denn jeder Mensch macht einen Unterschied. Wir sind vernetzter als Sie es sich oft bewusst sind. Wir könnten also wirklich eine noch etwas bessere Welt hinterlassen, als wir vorgefunden haben.

Eine Welt, die bis für die dritte oder vierte Generation nach uns gepflegt wäre. Eine Welt, die uns vielleicht sogar dankbar sein würde (im Moment wäre es umgekehrt), und dies dadurch zeigen würde, dass es in ihr immer besser und friedlicher und liebevoller würde für alle Menschen und Geschöpfe.
Und genau eine solche Welt beginnt zunächst bei mir und bei Ihnen, werte Leserin, werter Leser und in unseren Familien und Wirkungsorten.

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