Die Landeskirche ist eine Volkskirche

Der Begriff 'Volkskirche' stammt aus einer Zeit, wo die Worte, 'Vaterland', 'Nation', 'ein Volk - eine Seele' unproblematisch waren. Heute sind sie es nicht mehr.

Wir wollen das Wort Volkskirche neu verstehen als 'Kirche aus dem Volk für das Volk'. Wobei mit 'Volk' keine Ethnie, sondern hier schlicht und einfach die Bewohner eines Kantons und ihre Gäste gemeint sind. Einige davon sind bei der Kirche Mitglied und andere machen einfach so mit, helfen oder bekommen von ihr Hilfe und stehen von daher ebenfalls in einer Beziehung zur Kirche.

Volkskirche sein ist nicht einfachNach oben ↑

Die Volkskirche hat keine leichte Aufgabe: Sie muss Kinder, Jugendliche, Erwachsene jeden Alters "abholen" und in sich aufnehmen, einbauen, integrieren.1 Das ist ihr historisch gewachsener Auftrag der Unterweisung. Sie muss auch Platz bieten für alle `Typen´ von Menschen, das heisst:

Die evangelisch-reformierte Landeskirche darf niemanden ausgrenzen aufgrund seiner Herkunft, seines vorherigen Glaubens, seiner Ethnie, seiner Sprache, seines Aussehens, seiner Kleidung, seiner geistigen oder körperlichen Gesundheit, seines Alters, seiner Gesinnung, seiner Politik, seines Berufes, seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung wegen.
Das gilt für jedes Mitglied der Kirche wie auch für die organisierende Institution und ihre Vertreter und Vertreterinnen vor Ort.    

Vielleicht haben Sie bei dieser Aufzählung ein- zweimal leer geschluckt? Vielleicht waren Sie auch positiv erstaunt? Wirklich jeder Mensch, der getauft ist und seine Kirchensteuern der evangelisch-reformierten Kirche bezahlt, ist Mitglied seiner Kantonalen evangelisch-reformierten Landeskirche.

Je nach Wertesystem des ersten Ranges, in dem wir uns gerade befinden, nehmen wir uns das Recht heraus, unsere Mitmenschen nach unseren Werten zu richten. Aber das Richten sollten wir biblisch gesehen einem anderen überlassen: Dem Ewigen, Gott. Diese Offenheit für alle, ja, besonders auch für diese "Anderen", ist im Sinne Christi.

Woher die Probleme in der Volkskirche herrührenNach oben ↑

Die drei Wertesysteme BEIGE, PURPUR und ROT des ersten Ranges verfügen nicht über Werte, welche eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Werten ermöglicht. Wie die Wertesysteme BLAU, ORANGE oder GRÜN sind auch sie zu sehr von der Überlegenheit ihrer Werte überzeugt, sodass sie berechtigte Kritik von innerhalb oder ausserhalb des Systems nicht potenzialorientiert verwerten können.

So geht es den Menschen, welche sich mit den Werten eines Wertesystems identifizieren: Sie können Kritik an ihren Werten nicht nutzen, um daran zu wachsen. Dies geschieht vielleicht aus Angst, weil Kritik an ihren Werten ihnen ihre Basis zu entziehen droht. Erst wenn sie in ihrem Wertesystem keine Antworten auf ihre Fragen, keine Lösungen für ihre Probleme mehr finden, werden sie sich eventuell bewegen lassen und nach neuen Werten Ausschau halten oder offen für sie werden.

Ein Beispiel:

Angenommen, Sie leiten als Behördenpräsidentin eine Kirche. Sie wurden gewählt, weil der frühere Präsident sich für Sie eingesetzt hatte. Er hat Ihnen alles beigebracht, was er wusste und bleibt, im Hintergrund, Ihr Mentor. Sie würden sich ohne ihren Mentor überfordert fühlen, schliesslich haben Sie nie gelernt, eine Kirche zu führen.    

Stellen Sie sich nun vor, dass das Kirchenvolk von Ihnen Kompetenzen fordert, die Sie nicht haben und auch nicht erlernen können. Wie reagieren Sie?   
Werden Sie ängstlich?    
Treten Sie zurück?    
Versuchen Sie kompetente Helfer zu organisieren?    
Schmieden Sie Pläne, um unliebsam kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen?    

Es sind Strategien aus den verschiedenen Wertesystemen. Welche würde am ehesten zu Ihnen passen? Und wie beurteilen Sie die anderen Strategien?   

Eine Beschränkung durch Angst verhindert Ihr geistliches Wachstum und manchmal auch Ihren Dienst an Gott und Menschheit innerhalb des eigenen Wertesystems. Denn "Liebe deine Feinde" nachzuvollziehen ist für Sie unmöglich, wenn Sie Angst haben. Sie können es aber in blindem Vertrauen oder blinden Gehorsam trotzdem umsetzen. Und, wer weiss, vielleicht gerade dadurch geistlich weiterwachsen. Wie es das Beispiel des Films "The Yes Man" gezeigt hat. (s. unter dem Menü simple rules)

Glücklicherweise helfen biblische simple rules. Und manchmal hilft das Leben etwas nach; oder Gott schenkt uns gnädig Momente, welche uns die Augen öffnen, welche uns daran erinnern, dass der geistliche Lebensweg weitergeht. Dadurch wird die geistliche Evolution der Christenheit und Menschheit vorangebracht.

Die Frage ist:

  • Erlauben Sie der Kirche - und vor allem Jesus Christus - dass sie aus einem Wertesystem heraus handeln oder reden, welches nicht das Ihrige ist?
  • Können Sie damit Leben, dass Ihre Werte nicht allgemeingültig sind und andere somit auch Recht haben könnten?
  • Erkennen Sie ein Handeln aus dem Geist Gottes (Liebe, Wahrheit, Frieden, Leben) auch, wenn es Ihren Werten nicht entspricht?
  • Können Sie Ihre Selbsterkenntnisse auch in die Praxis umsetzen?

Die integrale Kirche implementiert die Werte des Wertesystems GELB, welches fähig ist, das Wertesystem GRÜN in seiner Zusammenschau alles Entdeckten zu transzendieren. Dies geschieht durch (s. Küstenmacher):

  • Schattenarbeit (den Balken im eigenen Auge erkennen)
  • Systemisches Denken
  • Integratives Denken
  • Komplexität erkennen und aushalten
  • Nondualität erkennen und aushalten
  • Paradoxien erkennen und aushalten
  • Eigenverantwortung erkennen und übernehmen
  • Vertrauen in die eigene Intuition haben und diese wahrnehmen lernen
  • Engagement als "Projekte auf Zeit" schätzen
  • Verstehen, dass Gott, Gottes Geist und Mensch koinhärent sind

Und da die Kirche eine WIR-Struktur ist, wird sie danach den Weg zum Wertesystem TÜRKIS suchen müssen. Hier wird die Universalität und Allverbundenheit wiederentdeckt.

  • Multiperspektivisches Betrachten von Situationen, Beziehungen oder von 'Problemen' ('Aufgaben', die sich stellen).
  • Harmonie im dynamisches Gleichgewicht erkennen
  • Vertrauen in den Kosmos entwickeln
  • Die Welt als Poesie Gottes erleben
  • Global agierende virtuelle Gemeinschaften
  • Gott als einen pulsierenden Prozess begreifen

Durch das Erlangen des zweiten Ranges in der Struktur und den Mitarbeitenden in der Kirche (oder durch mehr Liebe in den Wertesystemen des ersten Ranges), wird es immer seltener vorkommen, dass Menschen statt Gott zu dienen nur sich selbst (oder jemand anderem oder einer Idee) dienen. Denn von daher rühren die meisten Probleme unserer aktuellen Kirche.

Wenn sie aber lernt, dem Volk ein geistliches Feuer zu sein, dann besteht wieder eine berechtigte Hoffnung für die Volkskirche, der Kirche für die Menschen. Denn die Kirche ist nicht für Gott entstanden, sondern für uns Menschen - aus Gottes Wort - entstanden.


  1. Das heisst, sie alle geniessen eine Unterweisung in Glaubens- und Kirchenthemen, sie werden getauft, konfirmiert, beerdigt. Wer will bekommt einen Segen, auch zur Heirat oder darf kirchliche Mitarbeitende ansprechen für Hilfe in alltäglichen und in geistlichen Nöten. Der Rest wird "verbucht" unter Gemeindebau und Gemeindepflege.  

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