Probleme der schweizerischen Landeskirchen

seht hin
liebt und nehmt auf
habt Mut - zeigt euch

Wer heute Teil der Kirche sein will, erbt zunächst viele Probleme und eine lange Geschichte. Einige Probleme rühren von der Geschichte der Kirchen her, andere von weltlichen, gesellschaftlichen Faktoren wieder andere sind struktureller Natur. Aber die allermeisten Probleme sind "hausgemacht" und wurzeln einerseits in Verhalten, das Jesus als falsch verwarf und andererseits in Wertekonflikten.

Wieso Probleme, es ist doch alles gut in unserer Kirchgemeinde?Nach oben ↑

Das sagen vielleicht jene, die noch zu den wenigen Aktiven einer Kirchgemeinde gehören. Was aktuell einige der sogenannten "Kirchenfernen" beschäftigt und auch jene, die zwar Gott im Herzen tragen, aber nicht unbedingt "ihre" Kirche, kann man gut zusammengefasst und pointiert geschrieben in Büchern von Erik Flügge finden.

Es ist bei ihm eine Sehnsucht zu erkennen. Seine Bücher sind lesenswert und diskussionswürdig, weil er vielen Menschen unserer Kirchen, vor allem jenen, die nicht zur Kirche gehen, aus der Seele spricht: Er wünscht sich "eine Kirche für Viele statt heiligem Rest" und hadert in einem anderen Buch mit dem "Jargon der Betroffenheit" und deckt schonungslos auf, "warum die Kiche an ihrer Sprache verreckt". Im letztgenannten Buch von 2016 sind Aussagen zu finden, wie:

"Als Aussenstehender hat man es da stets leicht. Man ist der erfrischend ehrliche Impuls, der die eine oder andere Sache ausspricht, die man gerne selbst gesagt hätte, aber nicht sagen konnte, weil unklar war, ob man es sagen durfte."

Diese Freiheit verliere man übrigens komplett, fährt sein Text weiter, sobald man Bestandteil der Gruppe werde. Dann müsse man das sagen, was die Rolle vorsehe, nicht das, was man denke.

Beide Bücher sind, aus integraler Sicht betrachtet, der Blick eines Menschen durch die Brille des ORANGEN Wertesystems auf jene Menschen und Strukturen in den Wertesystemen BLAU und GRÜN. Für das Wertesystem ORANGE gelten Fakten, Wahrheit im Sinne von etwas objektiv Nachprüfbaren oder wenigstens subjektiv Nachvollziehbaren. Es sind Macher, Ingenieure, Praktikerinnen und im weitesten Sinne Materialisten. Das Individuum ist selbstorganisiert, selbstverantwortlich und bemüht, sich selbst zu optimieren.1

Es ist eine wichtige und kritische Sicht und Stimme, welche die Mehrheit der Menschen inzwischen angenommen haben dürfte. Und weil es ihnen ähnlich geht, wie dem Autor, ist sein Beitrag ernst zu nehmen. Das Buch von 2016 wurde ein Bestseller, was das Interesse am Thema zeigt.

  • Gewünscht wird eine Kirche, in der man ehrlich und in der Alltagssprache von Pfarrpersonen hört, wie sie glauben, warum sie glauben, wie sie Gott erleben, welche Fragen sie sich stellen usw.
  • Gewünscht wird in Predigten Relevanz, Worte sollen klar sein, stören, verstören und die Anwesenden spalten dürfen in die, die nicken und mehr davon wollen, und in die, die den Kopf schütteln und gehen.
  • Sprache und Rituale sollen das Niveau des Gegenübers ansprechen, niemanden unterfordern. Man denke an die Märchen: Sie sind für Kinder und Erwachsene gleichermassen interessant, aber sie hören darin nicht dasselbe.
  • Gewünscht wird ferner, dass man den Glaubenden in der Kirche auch anmerkt, ansieht und anhört, dass ihnen Jesus Christus wichtig ist. Freude, Liebe, Wahrheit,...

Wo erleben Sie das alles in der Landeskirche? Sagen Sie es weiter!

Traditionen oder...Nach oben ↑

Tradition ist unabänderlich, sie bezieht sich auf das, was Jesus Christus uns vermittelt hat. Es ist seine Botschaft, die man zwar immer wieder neu übersetzen und anpassen sollte, aber inhaltlich nicht verändern darf.

Traditionen verändern sich mit den Generationen und ihren Lebensumständen. Kleidervorschriften, Gestaltung von Ritualen und Werte. Man darf Tradition nicht mit Traditionen verwechseln, was aber gerade Traditionalisten tun. Wenn Traditionen der Verkündigung des Evangeliums im Wege stehen, müssen sie weg.

Die Probleme der Kirche beginnen dort, wo diese Anpassungen zugunsten der Verkündigung und Botschaft Jesu verunmöglicht werden. Von daher müsste auch das Kirchenrecht immer wieder neu hinterfragt und angepasst werden. "Das Recht fliesse wie Wasser", wie es Sabine Demel in ihrem gleichnamigen Buch zum Kirchenrecht beschrieb. Das Recht ist also keine starre Struktur, die uns an die Vergangenheit bindet. Das Recht geht mit der Zeit.

... das Problem der SalzsäulenNach oben ↑

Es gibt in den Kerngemeinden viele Menschen, die immerfort zurückblicken, wie es mal war, und daher wie Salzsäulen erstarrt sind. Sie träumen von etwas, das in der Vergangenheit liegt, statt in der Zukunft. So erstarrt ihre Gegenwart zu etwas Rigidem, Starrem.

Es bleibt oft nicht dabei, dass sie sich selbst das Leben schwer machen. Sie finden eine eigenartigen Genuss dabei, andere, jüngere, schwächere, fremde Menschen mit Vorwürfen zu schikanieren: Die Vorwürfe sind religiöser Natur. In der Kirche hat man sich so und so zu kleiden, den Hut abzunehmen, zu sitzen, zu singen und zu beten. Stur halten sie sich selbst an ihre Regeln. Und den Frust dafür, so zu leben, lassen sie in ihrer Empörung aus, welche diese freien Menschen in ihnen auslösen.

Menschen wie Salzsäulen behindern die Kirche an ihrem Leben. Sie sorgen dafür, dass sich kein lebendiger Mensch mehr wohl fühlt. Wie kann man menschliche Salzsäulen wieder beleben?

Das Problem der Unfreiwilligen ChristenNach oben ↑

Synkretismus als Lösung

Da vor vielen hunderten von Jahren ein Herrscher das Christentum zur Staatsreligion, zur Religion aller Untertanen gemacht hatte, wurde jeder Mensch gezwungen, Christ zu sein, auch wenn er dies nicht wollte. Einige rebellierten und wurden dafür verfolgt oder umgebracht. Andere lebten ihren alten Glauben unter christlichem Mäntelchen weiter.

Das Christentum zeigte hier eine grosse Flexibiltät, alte Kulte und Bräuche christlich umzudeuten. Das Christentum ist eine synkretistische Religion.

So tun als ob und dabei schaden, wo man kann

Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde man sozial ausgegrenzt oder verfolgt, wenn man nicht die ortsübliche Religion bzw. Konfession hatte. Verdeckt geht diese Ausgrenzung heute noch weiter, sie ist aber nicht mehr populär. Man kann heute zur Kirche austreten und in gewissen Kreisen gilt das sogar als fortschrittlich. Einzig noch die familiären Prägungen bzw. Erwartungen halten diese unfreiwilligen Christen in der Kirche.

Somit sind Kirchenmitglieder und ihre Kinder nur noch halbherzig Mitglied in der Landeskirche. Das merkt man an der fehlenden Motivation im kirchlichen Unterricht, am zunehmenden "religiösen Analfabetismus" der Kinder und ihrer Eltern und am mangelnden Willen, am Sonntagmorgen zur Kirche zu gehen oder sich in der Kirche zu engagieren.

Es gibt nebst dem unfreiwilligen Christentum auch Christen, die sich aus ganz anderen Gründen am Sonntag nicht in der Kirche blicken lassen oder nicht engagieren wollen oder können, diese sind hier nicht gemeint, denn sie sind in ihren eigenen Augen schliesslich freiwillig Christen und Christinnen.

Es geht hier um die "Verknurrten", die, welche gerne nicht mehr dazugehören möchten. Die, welche der Kirche manchnmal auch Schaden zufügen, indem sie gegen die engagierten Christen und die Kirche reden, schreiben oder handeln. Indem sie sich innerhalb der Kirche gar unchristlich benehmen und so dem Ruf der Kirche schaden. Und wieder sind hier nicht die "freiwilligen Christen" gemeint, welche Fehler machen, sondern eben die "unfreiwilligen".

Wie überzeugen statt zwingen?

Der freie Wille ist aber ein Geschenk Gottes. Es geht aus heutiger Sicht nicht mehr an, dass der Staat (oder eine mächtige Gruppe in ihm) Menschen zu einem Glauben zwingt, was er ja auch nicht mehr tut. Im Gegenteil! Wir haben heute die staatlich garantierte Freiheit, irgendeine Religion auszuüben oder auch keine Religion zu haben.

Auch eine Familie darf kein Familienglied zu einer Religionsausübung zwingen. Aber sie ist frei, ihre Religion vorzuleben und im Sinne der Treue zur eigenen Religion, ihre Kinder ungefragt zu taufen. Alles andere wäre ja gegen die eigene Religion. Sollte das Kind eines Tages aber die Religion wechseln wollen, so ist ihm die Freiheit vom Staat her garantiert. Durch die Taufe geschieht dem Kind nichts widerrechtliches.

Die Kirche müsste am Selbstmarketing arbeiten.

Wo Religion nicht mehr durch Druck und Zwang an die nächsten Generationen vermittelt werden kann, da muss sie durch ihre Tugenden überzeugen lernen. Durch ein Vorleben, das überzeugt. Die Frage ist, wo sind diese vorbildlichen Menschen heute auszumachen? Bestimmt im Einsatz für die Schwachen. Sind diese guten Werke in der Gesellschaft noch als "kirchlich" oder "christlich" erkennbar? Haben sie somit noch Vorbildcharakter? Die Kirche macht sehr viel sehr gut - nur weiss es heute keiner mehr. Die Kirche müsste am Selbstmarketing arbeiten. An die Öffentlichkeit dringt vor allem das, was nicht gut läuft. Die Kirche hat ein massives Imageproblem obwohl viele Menschen ihr dennoch viel Gutes zutrauen. Ein interessanter Widerspruch.

Das Problem "unchristlicher" BibelstellenNach oben ↑

Es gibt Bibelstellen, welche nicht nur dem Wertesystem GRÜN sauer aufstossen, sondern auch nicht vereinbar sind mit dem Geist Gottes, der Friede, Leben und Liebe verheisst. Es sind Stellen, die Christus so nie gesagt hätte, er handelte anders und lehrte das Gegenteil: Gottes Geist trennt nichts, das existiert. Er vereint alles zu dem Einen, der Gott ist.

Gott scheidet nur eines: Finsternis vom Licht: Übetragen heisst das: Wahrheit von Lüge, Böses von Gutem.

Es ist analog zur Physik zu verstehen: Wo Licht ist, gibt es natürlicherweise keine Finsternis. Absolute Finsternis ist absolute Abwesenheit von Photonen. Wo hingegen Photonen hindurchfliegen oder abprallen können, da ist keine Finsternis mehr.      

Licht ist einfach. Mit Gottes Begfehl zu sein, zu existieren, entstand es in Genesis 1.   
Finsternis ist dann logischerweise Nicht-Sein, also Abwesenheit von Existenz. Sie wird in Genesis 1 nicht erschaffen, sie wird nur festgestellt und vom Licht unterschieden.

Somit sind alle Passagen in der Bibel, vor allem im Neuen Testament, problematisch, wo sie Menschen ausgrenzen, weil dies gegen die Liebe und den Frieden und das Leben ist:

  • Frauen haben in der christlichen Gemeinde ein Redeverbot (NT, 1.Kor.14,34-35)
  • Homosexualität von Männern und Sex mit Tieren sowie Ehebruch werden als Gesetzesbruch verstanden (AT)

Dies sind die beiden Problemfelder, welche noch heute die Kirchgänger, die Theologie und die Medien umtreiben: Ein patriarchal begründetes Genderproblem und ein Problem, das die menschliche Sexualität einschränkt und kontrollieren will. Die Einschränkung und die Kontrolle machen nur dort Sinn, wo es das Wohl der Schwächeren, also der Ehefrau, der Kinder und der ebenfalls missbrauchten Tiere schützt. Aber ihr Schwachsein hat einen Grund. Frauen werden unterdrückt. Kinder müssen ihre Selbständigkeit zuerst erlernen und können leicht verführt werden. Tiere sind dem Menschen ausgeliefert.

Problem der Homosexualität in der KircheNach oben ↑

Biblische Zeiten

Im Fall der Homosexualität erscheint es auf den zweiten Blick ungerecht, dass in der Bibel keine Rede vom Verbot der weiblichen Homosexualität ist. Das lässt sich erklären: Frauen wurden damals auch gegen ihren Willen verheiratet und geschwängert. So sah man keine Gefahr für die Nachkommenschaft bei homosexuellen Frauen. Ihr persönliches Leid scheint kein Thema für die Bibel zu sein. Ein PURPURNES Clandenken herrschte vor, wenn es um die Familie ging.

Wenn Männer sich nicht für Frauen sondern für ihresgleichen interessierten, dann schenkten sie unter Umständen ihrer Familie nicht den ersehnten Nachwuchs. Und darum geht es letztlich: Der Clan will Nachwuchs. Diese Männer brachen teilweise aus, aus den PURPURNEN Muster ihres Clans und wurden zu "ROTEN Rebellen". Oder sie passten sich vordergründig an und gründeten gegen ihren Willen eine Familie.
Das ROTE Treiben galt es zu unterbinden durch höhere, in der Bibel ist es die BLAUE Gewalt. Deshalb wurde Homosexualität bei Männern in den biblischen Gesetzen unterbunden. Wo es sich um ein "göttliches Gesetz" handelte, konnte man Druck auf das Gewissen der Menschen ausüben und so auch dort wirken, wo das Zivilgesetz keinen Zugriff mehr hatte. So wurden Werte aus BEIGE und PURPUR einfach unter BLAUEN Gesetzen versteckt, um zu verhindern, dass zu viel ROTER Eigenwille keinen Nachwuchs mehr zeugte. Damals war Nachwuchs ein wichtiger Wert, wie es heute noch in Weltgegenden zu beobachten ist, wo die Kindersterblichketi und die Armut gross sind. Die BLAUEN Werte versorgten die Menschen mit der nötigen Sicherheit, die sie brauchten, um fortzubestehen.

Heute

Das biologische Denken ist auch heute noch tief in uns verankert. Es gehört zu unseren unbewusstesten Schichten der Persönlichkeit. Das macht es schwierig, Probleme beim Namen zu nennen, welche diese Schicht berühren.

Viele Paare oder Familien leiden ganz unabhängig von der Homosexualitätsthematik unter dem Gedanken, keine Kinder oder Grosskinder zu bekommen. Viele Eltern fragen sich, was sie falsch gemacht haben, dass ihre Kinder keinen Nachwuchs zeugen wollen oder zeugen können. Rechtfertigt diese Angst und Trauer aber den Ausschluss von Menschen aus der familiären und aus der christlichen Gemeinschaft? Diese Angst hängt ja auch dahinter, wenn Menschen aus BLAUEN christlichen Gemeinsachaften ausgeschlossen werden, welche ihre Ehe aufgelöst haben. Keine Ehe, keine Kinder. Oder zerrüttete Familien und Gefahr für den Nachwuchs. So die gängigen Befürchtungen.

Integral betrachtet

Aus integraler Sicht muss damit gerechnet werden, dass viele Menschen ängstlich und feindlich auf das Thema der Homosexualität reagieren werden. Es zerrüttet ihr Weltbild. Das ist einfach eine Tatsache.
Jene Menschen, welche das Wertesystem ORANGE zu grossen Teilen integriert haben, können beginnen, sich mit dem Thema ohne Feindseligkeit auseinanderzusetzen. Nicht selten geht dem eine persönliche Betroffenheit voraus - in der Familie oder bei sich selbst.
Wer nämlich Wertesysteme ab ORANGE entwickelt hat, erkennt immer deutlicher aufgrund seiner Werte (z. B. Wissenschaft), dass es nicht im Sinne Christi sein kann, Menschen aufgrund natürlicher Umstände aus der Kirche auszuschliessen. Erst das Verhalten, das gegen die Liebe verstösst, ein Leben, das ohne Gott ist, macht den Menschen religiös gesehen zum Verlorenen - und gerade ihm widmet sich Jesus, der gute Hirte. So oder so, ist Ausscchluss nicht der Weg. Das haben auch freie Kirchen, mit meist BLAUEM Hintergrund eingesehen. Aber ihr Entgegenkommen ist nur ein Partielles. Homosexualität wird als Krankheit gesehen und gewisse Berufe in der Kirche bleiben Homosexuellen Menschen verwehrt. Weil Eltern um das Wohl ihrer Kinder fürchten z. B. Als ob jede Lehrerin die Jungs, jeder Lehrer die Mädchen verführen würde... aber genau diese Angst spielt mit, wenn Homosexuellen versagt wird, kirchlichen Unterricht zu geben.

Wir sind alle gleichwertig vor Gott und darum sollen wir einander als Gleichwertige ansehen, sagt Jesus. Gleichwertig, aber durchaus sehr unterschiedlich begabt, erfahren, orientiert usw. wie es Paulus erörtert. Und hier scheint es nciht nur eine Problem zu geben mit der Gleichwertigkeit, sondern auch mit der Andersartigkeit. SOlche Ängste muss man bewusst wahrnehmen und offen darüber reden. Erst dann kann man Wege finden, Vertrauen zu schaffen.

Pierre Bühler fasst in einem Aufsatz 2 einige nachvollziehbare theologische Argumente zusammen, welche aufzeigen, dass homosexuelle Menschen nicht von der Christengemeinschaft ausgeschlossen werden dürfen. Es sind Argumente, die auf Menschen im BLAUEN Wertesystem abzielen, weil diese ebenfalls mit der Bibel argumentieren. Weiteren Lesestoff zum Thema finden Sie in der Textsammlung auf der Homepage der lsbk.ch: "lesbische und schwule Basiskirche Basel". Hinweis: Kirchen, welche LGBT-Menschen in ihre Gemeinschaft integrieren, auch so reden und predigen, dass sie sich wohl fühlen können, sollten ausdrücklich erwähnen, dass sie inklusiv sind.

Das Problem der mitredenden Frau in der GemeindeNach oben ↑

Der Spruch des Paulus in der Bibel, dass die Frauen in der Gemeindeversammlung zu schweigen hätten (1Kor 14,33-34), ist kontextuell zu verstehen. Diese Aussage bedient das ROTE oder BLAUE Wertesystem. Wer stärker ist, wer die Macht hat, hat das Sagen. Kompetenz ist hier zweitrangig wenn nicht sogar irrelevant. Es geht um eine zeitgebundene Antwort auf ein lokales Problem. Daraus Kirchenrecht abzuleiten wurde zwar gemacht, ist aber problematisch.

Die Macht hatten damals in der Hauptsache die Männer. Das war in der ganzen Gesellschaft so, ausser vielleicht in den von ihnen verachteten, kleineren, matriarchalen Strukturen, die der magischen PURPURNEN Wertesystem zugerechnet wurden. Dort, wo Clans um eine führende Frau herum existierten. Eine Subkultur in der Männergesellschaft.

Dieser Satz des Paulus sicherte nachhaltig die Macht jener Männer, die merkten, dass Frauen die Macht der Männer infrage stellen können (1Tim 2,12). Also griff man zum höchsten Mittel: Gottes Wort - im Dienst der mächtigeren Menschen!

Es handelt sich um einen Missbrauch, den Jesus Christus weder vorgelebt noch gelehrt hat. Jesus liess sich von Frauen belehren, er liess sie an allem teilhaben, sie gehörten zu seinen Jüngerinnen.3
Biblische Stellen, welche Menschen ausschliessen, tragen den Keim des falschen Geistes in sich. Denn Gottes Geist zeichnet sich dadurch aus, dass er willkommen heisst, wer zu ihm will. Er schliesst nie aus. Aber exklusives Denken in der Bibel, manchmal kleine Sätze, trugen schlechte Frucht: Aus gesätem Wind wurde geernterter Sturm, der die Kirchen- und die Menschengeschichte immer wieder heimgesucht hat.

Da jedoch nicht nur die Kirche als Institution mehrheitlich BLAUE Werte vertritt, sondern auch wahrscheinlich mehr als die Hälfte der erwachsenen Menschen in diesem Wertesystem denken und fühlen, besonders, wenn es um Familie oder Glaubensfragen geht, so ist die Ablehnung lehrender Frauen damit zu erklären, aber deshalb noch nicht gutzuheissen.

Die Kirche muss der Gesellschaft vorangehen nicht hinterherhinken!

Denn die Kirche darf der Gesellschaft mit ihren Werten nicht hinterherhinken. Die Gesellschaft ist längst mehrheitlich im ORANGEN Wertesystem angekommen. Auch die GRÜNEN Werte nehmen stetig zu, gerade in gut gebildeten Kreisen.

So sind auch die Mitglieder der Landeskirchen in mindestens drei Wertesystemen zu finden: BLAU, ORANGE und "GRÜN.4 Bibelwissenschaftlich gibt es übrigens auch Thesen, wonach dieser Satz später eingefügt wurde und damit nicht von Paulus stamme.5

Das Problem des SatanNach oben ↑

Es gibt genügend Menschen, die "vom Teufel geritten werden" und sich in Kirchen engagieren oder zum regelmässigen "Publikum" gehören. Die Machtmissbräuche, die Übergriffe und Vergewaltigungen sexueller und psychischer Art, das Mobben und Ausgrenzen und alle Machtspielchen sind keine Früchte der Liebe Gottes.

Hier gilt es, all dies öffentlich anzuprangern, Misstände zu beheben und fehlbare Menschen schlimmstenfalls ihrer Funktionen zu entheben. Zum Schutz der Kirche und ihrer selbst. ABER: Diese Menschen werden von der Kirche nicht fallengelassen! Das ist der wesentliche Unterschied zu Sanktionen im nicht-kirchlichen Kontext.

Menschen, welche Fehler begehen, werden von den anderen Menschen in der Kirche nicht ausgestossen! Heilung von Gott bekommen sie, wenn Gott ihre Reue erkennt. Nicht andere Menschen, nur Gott muss sie erkennen. Die Menschen sollen nicht übereinander richten. Aber Unrecht muss ans Licht gebracht werden. Tabus sollte die Kirche auflösen. Fehlbare Menschen sollen keine Macht über andere Menschen bekommen, solange sie ihre Fehler nciht einsehen und sich ändern.

Die Funktion des Satan ist biblisch jene eines "Glaubenstesters", wie bei Hiob oder Abraham oder Jesus. Kann man ihm standhalten, oder tappt man in seine Falle?

  • Wendet man sich von Gott, von der Liebe, vom Vertrauen in Gott ab?
  • Wendet man sich dem kinderopfernden Baalskult (PURPUR) zu oder dem Gott des Lebens?
  • Nutzt man seine Macht und Stärke im Dienst von Gott oder um weltliche Bedürfnisse zu stillen?

Letztlich ist es der Test durch Satan, der uns näher an Gott bringen kann: Durch unsere Einsichten in das, was falsch und was recht ist. Massstab dafür ist Jesus Christus.

Wenn Sie zum Opfer von Menschen wurden, die im Namen der Kirche ihre Macht missbraucht haben, dann versuchen Sie nicht alleine dagegen vorzugehen. Holen Sie sich Hilfe.
Manchmal ist es wichtig, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn dies die ultima ratio ist.
Manchmal genügt es, das Geschehnis als Prüfung und Schulung anzusehen und so seinen Geist um diese Erfahrung zu erweitern und etwas über sich selbst und die Welt zu lernen.

Problemfelder Mensch und StrukturNach oben ↑

Ein wesentlicher Teil der Probleme der Kirchen ist hausgemacht: Einerseits sind es personale Probleme, welche das Miteinander alle Beteiligten erschweren:

  • Probleme, die man systemisch lösen kann
  • Probleme, die man mit gemeinsamem Beten lösen kann
  • Probleme, die man durch Mediation lösen kann
  • Probleme, die man durch Personalwechsel lösen kann
  • Probleme, die man durch (geführtes) geistliches Wachstum aller Beteiligten lösen kann

Andererseits strukturelle Probleme:

  • Probleme, die man durch Information und sachliche Diskussion lösen kann
  • Probleme, die man durch die Neuorganisation von Abläufen und Feedbackschlaufen lösen kann
  • Probleme, die man durch Finanzierung durch Dritte lösen kann
  • Probleme, die man durch Klärung der Zuständigkeiten lösen kann
  • Probleme, die man durch die Offenlegung der Ziele lösen kann
  • Probleme, die man durch technische Neuanschaffungen lösen kann
  • Probleme, die angeheuerte Profis zu lösen vermögen

Reibung zwischen den WertesystemenNach oben ↑

Das grösste Streitpotenzial liegt nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch bei uns Christen bei den unterschiedlichen Wertevorstellungen.
Die daraus resultierenden Reibereien und Enttäuschungen führen zur Entfremdung oder zum Rückzug von der Kirche. Sie sind verantwortlich für die schlecht besuchten Gottesdienste am Sonntagmorgen und für viele Austritte. Der häufigste Grund für die Distanzierung von der Kirche dürfte eine Enttäuschung im zwischenmenschlichen Bereich sein. Und diese Enttäuschungen können zum Teil wieder auf verschiedene Wertvorstellungen zurückgeführt werden.

So wird einer als verräter angesehen, weil er der Frau gleich viele Rechte in der Gemeinde geben möchte wie den Männern. Oder eine wird zur Verräterin weil sie sich für klare Hierarchien bei einem Projekt stark macht, weil ihr das effizienter erschein als lange Gruppenfindungsprohzesse. Die Liste an Beispielen liesse sich endlos weiterführen.

Probleme sind im engsten Sinn des Wortes 'Aufgaben'. Es ist die Aufgabe der Gemeinschaft 'Kirche', die Aufgaben zu lösen. Lösungen zu finden, würde der Kirche dann gelingen, wenn alle Beteiligten dieselbe "Wertesprache" sprechen würden. Das ist aber nicht der Fall.
Es ist wie beim biblischen Turmbau zu Babel: Als keiner mehr gleich dachte und redete wie der andere, konnte das Projekt einfach nicht zu Ende geführt werden und die Menschen zertsreuten sich entnervt in alle Windrichtungen. Der Turm blieb halbfertig stehen und wurde zur mahnenden Ruine.

Es gibt also Reibungen, welche man den verschiedenen Menschentypen zu verdanken hat. Aber Christen sind durch ihre Berufung zur Gefolgschaft Jesu dazu angehalten, einander in einem bestimmten Geist des Wohlwollens zu begegnen, was derartige Reibereien eigentlich verwandeln sollte in Wertschätzung des Anderen und Fremden. Doch dies ist noch zu selten der Fall. Es braucht also Übersetzer!

Solange die Kirche nicht erkennt, dass sie verschiedene Wertesysteme "bedienen" muss, kann sie nicht angepasst reagieren. Sie kann die Bedürfnisse und oft unbewussten Sehnsüchte nicht richtig einordnen und letztlich keine gute Struktur für die heterogene christliche Gemeinschaft mehr sein. So zerfällt sie in ihre Einzelteile, unfähig, das schützende und vereinende Dach über alle zu spannen.

Um in diese wichtige Thematik der Werte mehr Klarheit zu bringen und mit der Hoffnung, dadurch sei ein Nebeneinander unter dem gleichen Dach und ein vermehrtes Miteinander besser möglich, wurde die Webseite Kirche integral ins Leben gerufen.

Sie soll helfen, Brücken zu bauen vom einen zum anderen Wertesystem. Sie will alle dafür sensibilisieren, dass kein Wertesystem das einzig richtige ist, und dass jedes Wertesystem gute (nützliche oder zu Gott führende) wie schlechte (nicht nützliche oder von Gott wegführende) Seiten aufweist.

Die Relevanz der Botschaft JesuNach oben ↑

Die Kirchen sollten lernen aufzuzeigen, wie Jesu Leben, Wirken, Sprechen und seine Auferstehung nach dem Kreuzestod für uns bald 2000 Jahre später relevant sein soll.

Dies in der Kindheit und Pubertät nur den Katechetinnen und Pfarrern zu überlassen ist der falsche Ansatz.

Es ist die Aufgabe der gesamten Gemeinde den Kontakt zu möglichst vielen anderen zu pflegen, auch ganz besonders zu den Kindern, Jugendlichen und jenen, die konfirmiert geworden sind und langsam ihren Weg ins Erwachsenenalter antreten.

Der Werdegang eines kirchlich sozialisierten Menschen bis ins reife Erwachsenenalter sieht in etwa so aus:

  1. Kinder bis etwa 10 Jahre bekommen religiöse Bindungen zum Gott 2.0 (PURPUR), 3.0 (ROT) und 4.0 (BLAU, Nummerierung nach Küstenmacher).
  2. Wenn sie in die Pubertät kommen, oft schon vorher, wird sie der Lebenswandel und der Schulstoff mit den Relevanzfragen des Wertesystems ORANGE bekanntmachen. Das Glauben an etwas, im Sinne eines kindlichen Für-Wahr-Haltens vermag die meisten nicht mehr zu befriedigen. Ihr kritischer Verstand hat die Oberhand, was gut und wichtig ist. Weil aber die BLAUE Kirche oft nichts mehr zu bieten hat für Menschen, die kritische Rückfragen stellen, distanzieren sie sich nach der Konfirmation von der Kirche.
  3. Wenn es der Kirchgemeinde gelungen ist, die Konfirmierten sozial zu integrieren, so bleiben sie der Jugendgruppe treu, solange ihnen das einen Mehrwert bringt, zeitlich drinliegt und es vom Alter her noch nicht peinlich ist, immer noch dabei zu sein.
  4. Danach wird sie das Berufsleben, das Alter, ihre Lebensform bald von der Kirche entfernen und so tauchen sie ganz ein in die Welt ohne Kirche. Aber sie werden im Herzen ein gewisses Bild der Kirche mit sich herumtragen. Wenn es positiv besetzt ist, bleiben sie der Kirche wenigstens als Steuerzahler und Mitglied treu.

An dieser Stelle ist es wichtig, dass die Kirche, wie gute Eltern es auch tun, zu handeln: Sie wird nicht übergriffig, kritisiert nicht, sondern ermuntert, glaubt an die Jungen, freut sich über ein Wiedersehen ohne Vorwürfe über das lange Fernbleiben, wünscht ihnen alles Gute auf ihrem Weg und vermittelt glaubwürdig, dass sie immer für sie da sein wird.

Auch wenn das Personal und überhaupt alles einem Wandel unterworfen ist, so wird es doch diesen Willkommensgeist geben für das "Kind der Gemeinde".

1.Mit der Mobilität wächst hier auch die neue Herausforderung heran, ähnlich wie bei Konzernen und Restaurantketten, eine Wiedererkennungskultur zu entwickeln, welche es Menschen erlaubt, auch andere Ortskirchen als "ihre" Kirche wahrzunehmen.

  1. Wenn die Beziehung auch nur eine sporadische und ferne bleibt, so ist sie nicht zu unterschätzen.
  2. In der Kirchen-Ferne werden die Menschen vielleicht den Wechsel zur GRÜNEN Wertegemeinschaft vollziehen. Da kann man sie leicht an andere spirituelle Angebote verlieren. Ist die Beziehung zur Kirchgemeinde qualitativ jedoch gut gewesen, so werden einzelne bald entdecken, dass das Christentum alles bieten kann, was man nun sucht. Aber kann es die Kirche?

Die Frage sei erlaubt, ob Christen und Christinen sich dessen bewusst sind, wie reich an Antworten und Praktiken das Christentum für alle Wertesysteme ist. Anthropologie von Theologie zu scheiden ist hier die erforderliche Kunst, um Erfahrungen von anderen Kulturbereichen erfolgreich zu integrieren ohne den Kern des Christentums zu verfälschen.

So kehren einige als Erwachsene gedanklich mit GRÜNEN, andere mit ORANGEN und wieder andere mit BLAUEN Werten zurück in "ihre" Kirche. Und für jeden ist ein ganz anderer Aspekt Jesu und der Bibel wichtig. Die Reibung zwischen den Wertesystemen führt, wie erwähnt, schnell zu Konflikten. Daher ist es wichtig, dass hier Menschen die Diskussionen leiten, welche integral vermitteln und übersetzen können.

Denn jeder Mensch kann in jedem Wertesystem Gott durch Jesus begegnen. Der Heilige Geist ist da nicht wählerisch und weht in gewohnter Manier, wo es ihm gerade gefällt.


  1. Niemand möchte Herrn Flügge unterstellen, dass dieses ORANGE Wertesystem beim Schreiben seiner Bücher ihn als Menschen ausmacht. Wertesysteme sind keine Typologien. Man kann beschreiben, was für ein Wertesystem typisch ist, aber kein Mensch kann mit einem Wertesystem identifiziert werden. Nur die von ihm gerade vertretenen und geäusserten und gelebten Werte. Diese können klar zugeordnet werden. Auch dann, wenn sie ein andersfarbiges "Deckmäntelchen" tragen. Mehr dazu finden Sie in den Basics. 

  2. I. Graesslé/P. Bühler/Chr. D. Müller (Hg.), Qui a peur des homosexuel-les? Discussions autour des prises de position des Eglises protestantes de Suisse, Genève, Labor et Fides, 2001, 237 S. (Deutsche Übersetzung: I. Graesslé / P. Bühler / Chr. D. Müller (Hg.), Unterwegs zu neuen Horizonten. Gleichgeschlechtlichkeit: Überlegungen und Gesprächsanstösse zu den Stellungnahmen der Evangelischen Kirchen der Schweiz, Berg am Irchel, KiK-Verlag, 2001, 223 S.) 

  3. Mehr Beispiele zur Wichtigkeit und Rolle der Frauen für das Evangelium siehe: Johannes Eckert: Steht auf! Frauen im Markusevangelium als Provokation für heute, Herder, Freiburg i. B. 2005. 

  4. Zählt man Hilfsbedürftige, Kinder und Heranwachsende dazu, werden auch die Wertesysteme BEIGE, PURPUR und ORANGE zu bedienen sein. Aber ind er Kirchenleitung und in anderen leitenden Funktionen wird man sie kaum antreffen. Jedoch in jedem Menschen mit entwickelten Wertesystemen ab "Blau" sind sie bereits Teil des Denksystems. 

  5. So z.B. Hans Conzelmann, Der erste Brief an die Korinther (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament; Abt. 5), Göttingen 11 1969, 289f. Und: Gottfried Fitzer, Das Weib schweige in der Gemeinde. Über den unpaulinischen Charakter der mulier-taceat-Verse in 1 Korinther 14, Theologische Existenz heute NF 110, München 1963. 

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